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Selbstfürsorge statt Selbstoptimierung: Ich bin nicht erschöpft, ich bin überfordert vom System!

Erinnerst du dich noch an diese alten Werbesprüche aus den 2000ern?„Weil ich es mir wert bin.“ „Mach mal Pause, gönn dir was.“ Klang nett. War aber, ehrlich gesagt, ein ziemlich cleverer Trick: Wir sollten uns mit Shampoo und Schokolade belohnen, damit wir am nächsten Tag wieder funktionieren.


Heute haben wir Achtsamkeits-Apps, Bullet Journals und „Morning Routines“ statt Schaumbädern – aber die Logik ist dieselbe geblieben: Selbstfürsorge als Selbstoptimierung. Bloß hübscher verpackt.


Was viele von uns (besonders FLINTA*-Personen) erleben, ist kein individuelles „Ich krieg mein Leben nicht auf die Reihe“-Problem. Es ist das Resultat von Strukturen, die von uns erwarten, für alle zu sorgen, nur nicht für uns selbst. Wir sollen empathisch, anpassungsfähig, fleißig und resilient sein. Am besten alles gleichzeitig. Doch was, wenn die ständige Erschöpfung kein persönliches Versagen, sondern ein Signal ist, dass etwas grundsätzlich nicht stimmt?



Selbstfürsorge als kollektive Praxis

Wenn wir anfangen, Selfcare nicht als To-do, sondern als Haltung zu begreifen, verändert sich alles. Es geht nicht darum, „besser zu funktionieren“. Es geht darum, sich aus den Erwartungen rauszuziehen, die uns permanent klein, müde und schuldig halten.


Selbstfürsorge ist dann kein Ego-Trip, sondern eine Form von leiser Rebellion:

Ein „Ich mache nicht mehr mit“, wenn alle rennen.

Ein „Ich höre auf meinen Körper“, statt auf Kalender und Deadlines.

Ein „Ich bin nicht kompliziert, ich bin achtsam mit mir“.

Diese Haltung ist nicht bequem. Sie konfrontiert uns mit Schuldgefühlen, mit inneren Antreiber:innen, mit dem Gefühl, „zu viel“ zu sein oder „nicht genug“.

Aber genau dort beginnt Freiheit.



Vielleicht ist „Ich kann nicht mehr“ kein Scheitern, sondern eine Wahrheit.

Selfcare heißt nicht, sich ein Schaumbad zu gönnen (auch wenn das okay ist). Es heißt, anzuerkennen, dass du kein Roboter bist. Und dass Fürsorge - auch für dich selbst – ein radikaler Akt ist in einer Welt, die dich lieber beschäftigt, erschöpft und still hätte.



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